Was hat mir Gewaltfreie Kommunikation gebracht?

Das wichtigste war für mich eigene Bedürfnisse kennen und verstehen zu lernen und – noch viel mehr – ein Anrecht darauf zu haben. Erzogen durch eine Generation, die durch den Krieg geprägt worden war, gab es das einfach nicht. Wer Bedürfnisse hatte, machte Probleme. Wer die wenigsten Bedürfnisse hatte, war am besten durch den Krieg gekommen. Diese Lebensweisheiten waren dann auch an mich weitergegeben worden.

 

 

 

So erschien mir das Buch „Gewaltfreie Kommunikation“ von Marshall B. Rosenberg dann als Offenbarung, als ich verstand, dass es völlig normal ist, Bedürfnisse zu haben und das jeder Mensch sie hat.

 

 

 

Und wenn ich mir Bedürfnisse zugestehen kann, dann kann ich das auch bei allen anderen Menschen. In der Regel sind wir uns auch bei den Bedürfnissen einig, nur nicht bei der Strategie, mit der wir sie uns erfüllen. Entspannung kann für mich bedeuten auf dem Sofa zu sitzen und ein Buch zu lesen. Vielleicht möchte eine Freundin, um sich das gleiche Bedürfnis zu erfüllen, einen Spaziergang machen und ruft mich an. Dann muss ich entscheiden, ob das zur Erfüllung meines Bedürfnisses beiträgt. Wenn nicht, kann es aber auch ein anderes Bedürfnis sein, das dadurch gestillt wird. Vielleicht das nach Verbundenheit.

 

 

 

Die GFK bringt mich also dazu ganz bewusst mit meinen Bedürfnissen zu agieren.

 

 

 

Mache ich das nicht und ignoriere meine Bedürfnisse, macht sich das auf meinem Gefühlsbarometer sichtbar. Irgendwann kommen die Gefühle im frostigen Bereich an und spätestens dann weiß ich, hier sollte ich mich um meine Bedürfnisse kümmern.

 

 

 

Erfüllte Bedürfnisse führen zu angenehmen Gefühlen, unerfüllte Bedürfnisse bringen uns mit den unangenehmen Gefühlen in Verbindung.

 

 

 

Wann immer ich also traurig, gestresst, frustriert, verärgert,… bin, muss ich nur hinschauen, welches Bedürfnis nicht erfüllt worden ist. Je länger man GFK macht, desto mehr Möglichkeiten und Strategien entwickelt man, um sich selbst gerecht zu werden. Auch in der Beziehung macht es Spaß neue Wege zu finden, die beiden gerecht werden. Der kreative Umgang mit den Bedürfnissen kann zu mehr Freude am Leben, Zufriedenheit und größerem Potential führen. Wenn wir nicht mehr von einer bestimmten Person oder einer bestimmten Lebenssituation die Erfüllung unserer Bedürfnisse erwarten und stattdessen auch bereit sind andere Wege zu gehen, werden aus unseren Forderungen wirklich Bitten an eine andere Person. Wir können es respektieren und verstehen, wenn die andere Person „nein“ sagt und sind nicht mehr völlig frustriert darüber. Das Bewusstsein für unsere Möglichkeiten gibt uns Stärke im Alltag und erweitert unseren Aktionsradius.

 

 

 

Nach einigen Jahren Erfahrung kann ich sagen: Nein, es sind nicht alle Probleme meines Lebens dadurch gelöst worden, doch habe ich dadurch eine Lebensqualität gefunden, die es vorher nicht gab.

 

 

 

Manuela Ziemann

 

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Wie ist unsere Übungsgruppe Gewaltfreie Kommunikation in Detmold entstanden?

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WArum Gewaltfreie Kommunikation?

 

 

Die Gewaltfreie Kommunikation ist ein Kommunikations-Modell, das in den 60er Jahren von dem amerikanischen Psychotherapeuten Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde.

 

Schon als Kind wurde er in Detroit mit Rassenkrawallen konfrontiert, gleichzeitig erlebte er jedoch auch, wie Menschen sich liebevoll gegenseitig unterstützten. Sein Leben lang ging er der Frage nach: Wie ist es möglich, dass Menschen sich so unterschiedlich verhalten?

 

 

 

So fand er einen Weg, um aus automatischen Reaktionen wieder eine ganz bewusste Kommunikation zu machen. Wenn wir lernen, uns und unsere Bedürfnisse wieder zu achten und anzunehmen, dann können wir auch unser Gegenüber mit seinen/ihren Bedürfnissen verstehen.

 

 

 

Die GFK besteht aus vier Grundschritten:

 

 

Die Beobachtung

 

Das Gefühl

 

Das Bedürfnis

 

Die Bitte

 

 

 

Wenn wir lernen zu beobachten, ohne zu bewerten, werden wir auch Achtsam mit unseren Gefühlen. Oft ist unser Gefühlswortschatz verkümmert und nur die Bewertungen „gut“ oder „schlecht“ stehen uns zur Verfügung. Je genauer wir unsere Emotionen wahrnehmen können, desto besser können wir auch das Bedürfnis, das dahinter liegt erkennen. Wenn wir uns verzweifelt fühlen, können wir dahinter das Bedürfnis nach Klarheit sehen. Spüren wir das Gefühl der Dankbarkeit in uns, kann z.B. das Bedürfnis nach Unterstützung befriedigt worden sein.

 

Den Abschluss bildet immer wieder die konkrete Bitte. Da wir davon ausgehen, dass Menschen es lieben, sich gegenseitig zu unterstützen, lernen wir eine konkrete Bitte auszusprechen, um so unser Leben zu verbessern.