Wie ist unsere Übungsgruppe Gewaltfreie Kommunikation in Detmold entstanden?

Im Sommer des Jahres 2015 veränderte sich das Bild in den Straßen durch die Einreise der Flüchtlinge sehr. Einige reagierten darauf mit Hilfsangeboten, andere mit Ärger. Obwohl ich schon seit 26 Jahren Seminare gebe, hatte ich es noch nie erlebt, dass die politischen Entscheidungen viele Menschen, so sehr und so emotional – auch in meinen Gruppen - bewegten.

 

Was mir daran besonders auffiel war, dass die Menschen, die eine ablehnende Haltung einnahmen, in ihren Bedürfnissen einfach abgelehnt wurden. Und damit nahm die Eskalation zu.

 

Menschen,die einen Krieg miterlebt haben und auch deren Kinder, sind es gewohnt, keine Bedürfnisse zu haben. Ich erinnere mich gut an meine Kindheit. (Ich war die erste Generation, die nach dem Krieg geboren wurde ) Wenn ich ein Bedürfnis äußerte, dann war in der Regel kein Geld oder keine Zeit dafür da, denn meine Mutter war alleinerziehend. Jedes Bedürfnis nach Zuwendung, Spielzeug oder anderen Dingen, brachte meine Mutter immer in Erinnerung, dass sie mir nicht das geben konnte, was sie gerne gegeben hätte. Und damit kam ihre Trauer. Als typische Reaktion eines Kindes, übernahm ich dafür ganz schnell die Verantwortung. Meine Bedürfnisse waren mir lange nicht so wichtig, wie die Freude meiner Mutter.

 

Irgendwann glaubte ich dann, gar kein Anrecht mehr darauf zu haben.

 

Erst die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg zeigt mir,

 

 

 

  • dass es völlig normal ist Bedürfnisse zu haben und

  • dass jeder Mensch sie hat.

 

Seitdem ich mir meine Bedürfnisse eingestehe und sie akzeptiere, habe ich auch die Möglichkeit, sie mir zu erfüllen. So hat mein Leben eine enorme Bereicherung erfahren. Doch gleichzeitig hat es mein Leben auch viel friedvoller gemacht. Dadurch, dass ich meine Bedürfnisse anerkannte, konnte ich das gleich auch bei anderen Menschen tun. Statt zu überzeugen und zu siegen war ich nun bereit, gemeinsame Lösungen zu finden.

 

So stellte ich mir die Frage, ob das auch im Umgang mit schwierigen politischen Themen helfen konnte?

 

 

 

Also rief ich mit Unterstützung der Selbsthilfe-Kontaktstelle in Detmold eine Übungsgruppe ins Leben.

 

 

 

Wir treffen uns einmal im Monat und die Teilnehmer/innen erarbeiten sich mit mir gemeinsam die Themen. Dazu kommen von mir Übungen und Infomaterial. Jetzt, im zweiten Jahr, sind die Teilnehmer/innen der Gruppe schon in der Lage, die GFK im Alltag anzuwenden oder in anderen Gruppen weiter zu geben.

 

 

 

Nein, ich kann weder die Politik verändern, noch die ganze Welt retten.

 

Doch einen kleine Beitrag können wir alle leisten, um den Frieden zu erhalten.

 

Die Gruppe Gewaltfreie Kommunikation ist meiner.

 

 

 

Manuela Ziemann